Jobentdecker-Blog
Jule als Kfz-MechatronikerinHallihallo ihr Lieben,
mein Name ist Jule und ich bin eine der vier Jobentdeckerinnen der Haßberge 2019. Diese Woche war mein erster Einsatz und ich durfte in den Beruf der KFZ-Mechatronikerin im Autohaus Dietz in Ebern schnuppern. Am Montag ging es um 07.20 los. Herr Stefan Leidner, der KFZ-Meister des Autohauses, war meine Ansprechperson und ein richtiger Glückstreffer für mich.
Das Praktikum war eines meiner Wunschpraktika. Als ich gehört hab, dass man in den Beruf des KFZ-Mechatronikers schnuppern darf, war ich sofort begeistert. Das lag daran, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte KFZ-Mechatronikerin zu werden und ich dachte mir, dass das ja nur lustig werden kann und letztendlich hat es mir total gut gefallen.
Am besten an dem Praktikum fand ich, dass ich ziemlich viel machen durfte, vorallem am ersten Tag. Der Beruf des KFZ-Mechatronikers hat den Vorteil sehr selbstständig zu sein und trotzdem braucht es ein gutes Team, um das Auto zu reparieren. Ich musste keine Löcher in die Luft starren, sondern durfte gleich von Anfang an anpacken. Schrauben rein und raus drehen wurde zu meiner Hauptaufgabe, aber ich durfte auch beim Reifenwechsel, Anhängerkupplung anbauen und Kundendienst helfen. Während der Arbeit hatte ich die Möglichkeit die anderen mit Fragen zu durchlöchern, zu dem Beruf, zum Handwerk im Allgemeinen, zu ihrer Freizeit. Alles, was mir nunmal in den Kopf kam. Dazu wird noch ein extra Bericht, nur in Interviewform kommen. Ein Zitat teile ich aber schon jetzt mit euch, da es mir besonders im Gedächtnis geblieben ist.
„Kein Beruf ist so unterbezahlt wie das Handwerk!“
Der Lohn liegt in der Ausbildung ca. bei 450-650 Euro im Monat. Danach steigt er schon, variiert aber von Werkstatt zu Werkstatt und großes Geld machen ist in dem Beruf nahezu unmöglich. Mein Arbeitstag startete, wie bereits erwähnt um 07.20, ich hatte zwei Pausen, eine von 09.30 bis 09.50 und eine zwischen 12.15 und 12.45, nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass um 16.05 Feierabend war (vielleicht bin ich als Schülerin da auch etwas zu verwöhnt). Und Langeweile ist ein Fremdwort in dem Beruf, es gibt immer etwas zu tun. Mehr als man schaffen kann. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man überlegt beruflich in die Richtung zu gehen.
Was mir am ersten Tag aufgefallen ist, ich aber auch schon ein bisschen erwartet hatte, war, dass die Männerquote in der Werkstatt deutlich überwiegt. Zehn Männer und eine Auszubildente. Da musste ich auch ein bisschen nachbohren. Die Auszubildente selbst ist durch ihren Großvater, der auch eine Werkstatt hatte, in der sie immer mal wieder geholfen hat, auf den Beruf gekommen und ist super zufrieden mit ihrer Wahl. Ihre männlichen Kollegen sind auch super zufrieden mit ihr. Als ich Stefan darauf angesprochen hab, meinte er, dass es noch nie Probleme mit Mädchen gab, ganz im Gegenteil. Seiner Meinung nach, sind die weiblichen Praktikanten und Azubis wirklich motiviert das Handwerk erlernen, während Jungs oft nur Praktikum in der Werkstatt machen, weil es halt jeder macht. Ein andrer Kollege, der sich mit mir über meine Berufswünsche unterhalten hat, meinte: ,,Es ist nunmal kein Mädchenberuf.“ Ich hab natürlich gleich gefragt, weshalb er das so sieht und die Argumentation war sinnvoll und ich konnte nachvollziehen, was er meinte.
,,Nur weil ein Mädchen den Reifen trägt, wird der Reifen nicht leichter.“
Er hat mir die Geschichte erzählt, wie er eine Praktikantin einen Reifen hat schleppen lassen und dafür angemotzt wurde, weil er das arme Mädchen doch nicht so ein Gewicht tragen lassen kann. Er meinte, dass wenn eine Frau denselben Beruf ausübt wie er, sie auch dasselbe leisten muss wie er. Sei es im Bezug auf Geschicklichkeit, Ausdauer oder Kraft. Ich dachte an den Reifenwechsel am Vortag, bei dem ich mit einem 10kilo Reifen schon Probleme hatte, weil ich nicht wusste, wie ich ihn anpacken muss und ihn auf Brusthöhe zu heben, war auch für mich kein Kinderspiel und ich bin kein kleines zierliches Mädchen. Ich hab ihn verstanden. Ich möchte hier auf keinen Fall Mädchen/Frauen abschrecken, mir haben die Tage total viel Spaß gemacht und es gibt auch einige Frauen, die als KFZ-Mechatronikerin arbeiten und super glücklich damit sind. Man muss sich nur im Klaren darüber sein.
Ich hatte, wie bereits angedeutet eine super Zeit im Autohaus Dietz und bin sehr dankbar, dass ich dort so gut aufgenommen und betreut wurde. Die Tage gingen viel zu schnell vorbei. Ich empfehle jedem mal ein Praktikum im Handwerk zu machen, es muss nicht unbedingt KFZ sein, einfach, um es auszuprobieren. Ein Tag langt schon, um zu sehen, wie viel Arbeit in einem Auto steckt und um das Handwerk wertzuschätzen und Erfahrungen zu sammeln. Da müssen die nächsten Betriebe schon ordentlich nachlegen, nach so einer coolen ersten Woche.